heute hat es den ganzen tag gestürmt, geregnet, geblitzt und gedonnert.
wie alles hier in beijing ist auch so ein unwetter gigantisch.
noch nie in meinem leben war ich so nass.
in china feierte man bis immer den 1.mai eine ganze woche lang.
dieses jahr hat man die ferien auf vier tage gekürzt (wohl um die vielen noch nicht fertigen olympia-vorbereitungen zu vollenden).
ich hatte glück, denn ohne zu wissen, das heute alles weltliche geschlossen ist, beschloss ich, den himmelstempel, zu besuchen.
dabei handelt es sich nicht um einen einzigen tempel, sondern um eine komplexe, zum unesco welt-kulturerbe zählende rituelle tempelanlage, in einem 273 ha grosse parkanlage gelegen, dreimal grösser als der kaiserpalast.
der kaiser kam jedes jahr hierher, damit „winde und regen geordnet und kälte und hitze zur richtigen zeit auftreten...“. denn nur dann herrsche ordnung unter dem himmel.“, heisst es im „buch der riten“.
er opferte und betete nicht nur für eine gut ernte, sondern auch für sich, denn sein wiederwahl als keiser war vom wetter abhängig.
heute herrschte nur unordnung unter dem himmel, es hat halt keinen kaiser mehr!
deshalb habe ich mich heute, aber nur bis das wetter besser wird, auf vielfältigem wunsch zur kaiserin krönen lassen.
das architektonisch eindrücklichste gebäude ist „die halle der ernteopfer“. auf drei kreisrunde terassen, scheint es mit seinem blau gedeckten dreistufigen dach zu schweben (bzw. heute zu schwimmen).
trotz dem wetter waren, wegen der feiertage, wieder tausende chinesen unterwegs, in bunten regenmäntel und mit regenschirmen ausgerüstet (die strassenhändler haben heute ein gutes geschäft getan).
ausländische touristen waren wieder wenige zu sehen??
wegen dem schlechten wetter hatte ich ein eindrückliches erlebnis:
bis auf die haut durchnässt, wollte ich den wunderschönen park durchqueren und geriet aus versehen in einem labyrintformigen, überdeckten wandelgang, in dem ein reges leben herrschte.
statt sich in den park zu vergnügen, hatten sich die chinesen hier schutz gesucht und vertrieben sich die zeit mit tanzen, musizieren mit singen, picnic, kartenspiel, stricken und häkeln!!
die darbietungen waren für meine augen und ohren sehr fremd, wir würden es in unseren breitengraden sicher katzenmusik nennen, aber es herrschte eine einfache, ungekünstlete fröhlichkeit, die mich tief beeindruckt hat.
ich wurde sogar mit rucksack und plasticregenmantel als einzige ausländerin weit und breit zum gruppentanz aufgefordert, und heftig unter gelächter applaudiert.
tanzen heisst einfach hemmungslos mit arme und beine fuchteln.
das schaffe ich auch auf chinesisch.